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Luzifer :
Gelobt sei Deine Engelsgeduld, Gabriel ! Mir im Zentrum all es Chaoses, des
Himmels, der in Trümmern liegt, noch entgegenzutreten...Hörst Du die Stille ?
Endlich habe ich ein Schlupfloch gefunden, Dir zu begegnen, so blicke Deiner
Vernichtung ins Auge !
Gabriel :
Es ist mir eine Ehre, alter Haudegen ! Laß´Dich ansehen, mir scheint, Du hast
noch immer nicht dazugelernt, daß es Dinge gibt, die man nicht ändern
kann...so zum Beispiel Deine Unterlegenheit, Deine erbärmliche
Erscheinung...und deine verkrüppelten Flügel !
Luzifer :
Fliehe, fliege, ich nenne Dir den Grund:
Meine Flügel sind gestutzt, so kann ich Dir nicht folgen !
Wenn Du jetzt noch auf der Stelle weilst und mir die Zähne zeigt, wirst...
Gabriel :
Werd´ich was ? Noch mehr Floskeln hör´n ?
Satan, halt´den Mund !
Zwar habe ich eine Schlacht verloren,
Doch was hat das zu heißen ?
Luzifer :
Auf diese Einsicht kann ich Dich verweisen,
Man sieht, Du hast Dein Volk verloren !
Wer soll Dir jetzt noch helfen ?
Im bösen geb´ich Dir den Rat...
Gabriel :
Deinen Ratschlag lehne ich ab !
Was bringt das Wort ? Es zählt die Tat !
Luzifer :
1, 2, 3, wie gewonnen, so zerronnen !
Um Dich zu töten bin ich hergekommen !
Gabriel :
„6, 6, 7, wo ist die letzte 6 geblieben ?“
Fragt das Teufelchen den Gott,
Denn sein Weg führt zum Schafott !
Du Bauklötzchensoldat !
Luzifer :
Du Katze, die ihrem Schwanz nachjagt !
Samuel :
Aus der Ferne und in Sicherheit
Kann ich nicht mehr verneinen,
Daß jene zwei dort, ungescheit,
Kindischer als die Kinder reimen !
So weit bin ich gegangen...
Verliere ich meine Zuversicht ?
Ich spüre Liliths Anwesenheit...
Lilith :
Dein Glaube sollte stärker sein,
Du weißt, ich lasse Dich nicht allein !
Luzifer:
Bedecke Dich mit Sternenstaub,
Der Weltraum wird zu klein !
Diese Worte, selbst mich überraschend,
Nehmen jedes Fleckchen ein !
Ein Zettel, klein und unscheinbar,
Verleiht mir alle Macht:
Er stammt aus Gottes eigner Hand,
So hat Dein Herr mich wohl bewacht !
(Die Stimme des Geistes von Lilith schwebt in den Text hinein und verdrängt
langsam die des Luzifer)
Ich nehme Deinen Boden,
Der nur aus Haß besteht:
Ein zärtliches Wort ausgesäht,
Das auf der Zunge mir zergeht !
Dies ist kein fauler Zauber,
Kein Hokus-Pokus-Elfenohr,
Hier steht geschrieben,
Simpler, schlimmer :
„Gott liebt Dich noch immer !“
Gabriel :
Mein Gott, mein Gott, verlasse mich !
Mein Vater, oh, wie haß´ich Dich !
So lasse mich doch allein :
Soll meine Schmach noch schlimmer sein ?
Gott:
Verwunderung spricht, erstaunt es Dich,
Daß meine Güte nie erlischt ?
Wo liegt Dein Grund im Streben ?
Zeit Deines Lebens ruft man Dich vergebens !
Gabriel :
Noch immer bleibe ich dabei:
Die Gedanken, sie sind frei !
Ich flehe Dich an auf Knien:
Mein Terror sei mir nicht verziehen !
Gott:
Das Gute, das sich in mir spiegelt,
Ist zwecklos zu bekämpfen !
Denn was Du nie verstanden hast:
Die Liebe Gottes ist die Liebe des Menschen !
Gabriel :
Das hat Dir der Teufel gesagt !
Luzifer:
Diese Taktik hätt´selbst ich dem alten Herrn nicht zugetraut !
Vor ungewollter Demut schwillt die Engelszunge an !
Wie ein getroff´ner Spatz verliert der Führer seine Federn:
So sehet selbst, wie Gabriel vor Bitterkeit ergraut !
Lilith :
Luzifer, bis Du es nicht, der Gabriels Torheit geht voran ?
Vergeht bei dieser Weltenregel nicht auch Dein freudig
Zetern ?
Erkenne Deinen Platz auf der Geschichte letzten Metern !
Mit Deinem Übel ziehst auch Du die Liebe magisch an !
Oh Samuel, mein Samuel, siehst Du, daß unser Stern ewig leuchten wird ?
Siehst Du, wie wir, mit dem offenen Herzen, zwar ein kleiner Teil des Ganzen
nur, aber dennoch all-umfassend, Luzifer in uns einschließen und auch er ohne
uns nicht existieren kann ?
Nun heißt es Abschied nehmen : Ich bitte Dich aufrichtig zu leben, ich bitte
Dich aufrichtig zu lieben und ich bitte Dich aufrichtig zu sterben...
Samuel :
Ich liebe Dich bis zum Mond und zurück und noch viel
weiter...verbannt seien die Gedanken daran, daß Du mich je verlassen
würdest...
Luzifer:
Ich verdamme meine Dämlichkeit !
Ich verdamme meine Einfältigkeit !
Ich verdamme mich !